16. KAPITEL
Cordelia konnte nicht stillstehen - sie rannte wie eine Wilde auf und ab.
Xander dagegen saß niedergeschlagen auf einem Stuhl.
„Meinst du, du könntest dich mal setzen oder dich sonstwie beruhigen?” fragte er ironisch. „Dein Rumrasen macht mich ganz schwindelig.”
„Ich rase rum, weil du einfach nur rumsitzt”, fuhr Cordelia ihn an. „Du solltest dir lieber überlegen, wie wir hier rauskommen.”
„Habe ich doch schon. Wir warten einfach - Buffy wird uns bestimmt befreien.”
„Woher soll sie denn wissen, wo wir sind?”
Xander seufzte aus tiefstem Herzen. „Cordelia . Das ist doch Buffys Zuhause. Die Chancen stehen günstig, daß sie uns hier findet.”
„Und was, wenn nicht?” platzte Cordelia heraus. „Soll ich etwa hier mit dir verkümmern? Nein, danke.”
Sie ging mit raschen Schritten auf die Treppe zu. Xander sprang auf.
„Was hast du vor?” herrschte er sie an.
„Ich will nachsehen, ob er weg ist.”
„Na, das ist ja superklug. Was, wenn nicht?”
Cordelias Blick war vernichtend. „Oh, verdammt. Du meinst, wir sollen hier einfach unsere Zeit vertrödeln und darauf warten, daß jemand anders den Helden spielt? Sorry, hatte völlig vergessen, daß ich hier mit einem Weichei gelandet bin ... ” „Und ich", fiel ihr Xander ins Wort, „werde nie vergessen, daß ich hier mit einer Dummtussi festsitze, die diesen Mutanten überhaupt erst ins Haus gelassen hat!"
„Er sah ganz normal aus!" verteidigte sich Cordelia.
„Was denn - sollte er etwa eine Armbrust bei sich haben und ein Schild auf der Stirn: »Vorsicht, Mörder'?" schrie Xander zurück. „Er brauchte dir bloß 'ne Gratisprobe anzudrehen, und schon hast du ihm aus der Hand gefressen!"
„Weißt du was?" Cordelias Stimme klang nun gefährlich leise und eiskalt. „Ich gehe jetzt raus. Ich lasse mich lieber von den Würmern fressen, als auch nur einen Moment länger deine blöde Visage zu ertragen ..."
„Dann geh doch. Ich halte dich nicht auf."
Sie machten einen Schritt aufeinander zu, die zornroten Gesichter nur Zentimeter voneinander entfernt.
„Das wette ich!" brüllte Cordelia. „Ich wette, du würdest jedes Mädchen seinem Schicksal überlassen!"
„Nicht jedes Mädchen", gab Xander arrogant zurück. „Du bist schon ein Sonderfall."
„Ich kann's nicht glauben, daß ich die letzten Minuten meines Lebens ausgerechnet mit dir verbringen soll!"
„Ich hoffe, daß dies meine letzten Minuten sind! Wenn ich dich noch drei Sekunden länger ertragen soll, werde ich ..."
„Wirst du was?" forderte Cordelia ihn heraus. „Feigling!"
„Schnepfe!"
„Ich hasse dich!"
„Ich hasse dichV
Sie starrten sich an, keiner war fähig, noch ein Wort herauszubringen.
Dann fielen sie einander in die Arme und küßten sich.
Sie küßten sich mit rückhaltloser Leidenschaft, wie keiner von ihnen je zuvor geküßt hatte. Der Raum schien zu verschwimmen, der Boden bebte. Sie küßten atemlos, ohne einmal Luft zu holen. Sie küßten, als ginge es um ihr Leben .. .
Dann, nach langer Zeit, lösten sie sich voneinander.
Und sprangen zurück, als hätte man ihnen einen elektrischen Schlag versetzt.
Etliche Sekunden starrten sie einander an.
„Wir müssen ganz, ganz dringend hier raus", meinte Xander und wandte sich der Treppe zu.
Ohne zu zögern, raste Cordelia die Treppe hinauf und riß den Klebestreifen von der Türritze.
„Er ist weg!" verkündete sie froh.
Die beiden flüchteten aus dem Keller. Aber als Cordelia Xander ins Eßzimmer folgte, regnete es plötzlich Hunderte von Würmern. Kreischend raste Cordelia hinaus in den Vorgarten. Sie war von Würmern übersät. Xander rannte ihr nach und versuchte, die ekligen Viecher abzuwischen.
„Hilfe!" schrie Cordelia. „Hilf mir!"
Xander flitzte zum Wasserschlauch. Er drehte voll auf. Als Cordelia das Wasser mit voller Wucht traf, schrie sie noch lauter. Aber es half - als der letzte Wurm abgewaschen war, drehte Xander den Hahn wieder zu und brachte Cordelia zu ihrem Wagen.